Meine Augenärztin, die meine Augen seit über 30 Jahren untersucht, möchte mich wieder mal zu einer Spezialuntersuchung schicken. Sie möchte bunte Fotos von meinem Augenhintergrund sehen. Das letzte Mal war das vor Coronazeiten. Also mit Überweisung versuche ich, die Untersuchung in Cottbus machen zu lassen. Nach Berlin, zu dem Arzt, wo ich sonst immer war, ist mir in meiner Familienproblematik zu stressig. Also wird sich doch in Cottbus was finden lassen. Als erste Reaktion kam sofort: „Wir nehmen keine neuen Patienten!“ Das ist ja leider eine Standard-Antwort in sämtlichen Arztpraxen. Aber ich will keinen neuen Augenarzt. Ich möchte nur eine Spezial-Untersuchung.
Gut, das geht. Termin bekommen. Noch im 3. Quartal.
Beim Termin dann folgende Vorkommnisse:
- Anmeldung
- Warten
- Aufruf-Fragestunde, Augentropfen
- Wieder warten
- Eine Schwester ruft mich rein: Für das Kontrastmittel einen Zugang gelegt
- Warten
- Eine andere Schwester fotografiert meine Augen. Mir wird schwindlig. Das Flimmern und Wackeln und Fotografieren ist unangenehm. So was hatte ich bisher noch nicht.
- Raus in den Warteraum. Meinen Kraftfahrer benachrichtigt. „Hol mich bitte ab, ich glaub ich kippe gleich vom Stuhl.“ Zur Anmeldung geschlichen und Bescheid gegeben, dass ich gehe. „Nein, dass geht nicht. Sie müssen noch zum Arzt rein.“ Und sie holte mir ein Becher lauwarmes Leitungswasser. Davon wurde mir noch schlechter. Nur raus hier!
- Auf dem Weg zum Ausgang schnappte mich eine Schwester und schleppte mich zum Arztzimmer. Ich war inzwischen aufgerufen worden.
- Im abgedunkelten Arztzimmer saß mit dem Rücken zu mir eine Schwester, seitlich ein Arzt. Ich sollte mich auf den Arztstuhl setzen. Dann erzählte mir der Arzt in einer rasenden Geschwindigkeit etwas. Davon habe ich nichts verstanden. Nur das Wort LASERN verstand ich. Meine Alarmglocken im Bauch überschlugen sich förmlich. Nur raus hier, dachte ich.
- Nochmal langsam wurde mir der Befund kurz erklärt. Diabetische Hintergrundveränderungen. Und daß er mich gleich lasern wird. Auf dem linken Auge.
- Mein Kommentar: „Nein, das machen wir nicht. Ich bespreche den Befund erst mit meiner Augenärztin.“
- Eine lange Minute absolute Stille. Ein Nein ist kein Arzt mehr gewohnt. Dann eine extrem schnippische Antwort von der Schwester: „Wir machen ohne Überweisung sowieso nichts!“ Na dann ist ja gut.
- Den Befund (ein A4-Blatt mit kleinen Fotos und Gekritzel drauf ohne Umschlag) gab er mir auf Nachfrage wenigstens mit.
- Raus aus der Praxis. Meine Alarmglocken wurden leiser. Das komische Gefühl blieb.
Kurz und Bündig: Ich bekam nochmal eine Überweisung zur Untersuchung mit der Empfehlung, wenn es wirklich was zum lasern geben sollte, soll ich das machen lassen. Ich könnte wieder zum mir bekannten Arzt nach Berlin fahren. Aber meine Freundin schleppte mich zu ihrer Ärztin, die auch sie schon gelasert hatte. Die MA dieser Praxis sollen ganz lieb sein. Und die ist in Cottbus.
Und so war das auch. Freitag, der 13. Dezember 2024. Das war mein Glückstag. Freundliche kompetente Schwestern, sehr liebevoll zu allen Patienten, eine Anästhesieschwester, Aufklärung, eine Ärztin hat fotografiert und mir dann erklärt: Ich habe eine gute Durchblutung, die paar kleine Veränderungen sind nichts fürs Lasern. Und die kleine Minithrombose im linken Auge wird sich aufgrund der guten Durchblutung auflösen. Ich wäre bald vom Hocker gefallen. Das gibt’s doch gar nicht. Ich musste noch 20 Minuten ausharren, dann wurde mir der Port entfernt. Mir war weder übel, noch hatte ich Alarmglocken. Eigentlich hatte ich nur Angst. Aber das verflüchtigte sich ganz schnell.
Man sollte immer auf seine Bauchgefühle hören. Und bei sehr wichtigen Dingen eine Zweitmeinung einholen.
Rosi